Dresden startet in die Herausforderung 2. Bundesliga

Stand: 31.07.2025 07:38 Uhr

Am Wochenende startet die 2. Bundesliga in die neue Spielzeit. Dann ist nach drei Jahren Abstinenz auch Dynamo Dresden wieder mit dabei. Einmal mehr ist das Ziel, sich auf Dauer im Bundesliga-Unterhaus zu etablieren. Aber die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass gelegentlich zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine Lücke klafft. Wir haben den Teamcheck gemacht.

Von Raphael Crass

Dynamo Dresden ist zurück – zurück in der 2. Bundesliga. Der Liga, in der sich der glorreiche Ostverein, seine Fans und der Großteil des Umfelds seit der Wiedervereinigung mindestens sehen. Zum fünften Mal in den letzten 21 Jahren gelang der SGD der Sprung in die Zweitklassigkeit. Nun wird einmal mehr der Versuch gestartet, sich zu einer festen Größe im Unterhaus zu mausern. Dass das nicht zwangsläufig von heute auf morgen geht, ist klar.

Für Dynamo gilt: „Euphorie mitnehmen“

Eine „Herausforderung“ sei das erste Jahr daher, erklärte Dynamo-Cheftrainer Thomas Stamm. Man sei bereit, diese anzunehmen: „Herausforderungen bringen dich weiter im Leben!“ Er sieht die 2. Liga deshalb auch nicht als Abenteuer, weil das nach etwas Einmaligem klingt.

Um die – vor allem finanziellen – Nachteile eines Aufsteigers zu überwinden, müsse man sich selbst treu bleiben. Die SV Elversberg hat das in den letzten beiden Jahren vorgemacht. „Wir müssen besser arbeiten und innovativer sein“, so Stamm. Wichtig sei zudem, als Aufsteiger die „Dynamik und Euphorie“ der Erfolgssaison mitzunehmen und sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen.

So lief die vergangene Saison

Daher zunächst auch noch mal ein schneller Blick zurück: Dynamo hat eine starke Drittliga-Saison absolviert und ist vollkommen zurecht in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nach zuvor zwei Spielzeiten, in denen den Schwarz-Gelben im Endspurt die Luft ausging und der Aufstieg noch verspielt wurde, ging diesmal auch mit ein paar wenigen Wacklern auf der Zielgeraden alles gut. Am vorletzten Spieltag konnte trotz einer Niederlage in Mannheim gefeiert werden.

Die Dynamo-Spieler bejubeln den Aufstieg. Nach drei Jahren in Liga 3 gelang endlich der erhoffte Aufstieg.

So lief die Vorbereitung

Seit dem 22. Juni steht die Mannschaft wieder auf dem Trainingsplatz. In den ersten beiden Testspielen ging es zunächst nur darum, wieder in die Abläufe reinzukommen. Entsprechend hatten das 7:0 beim FC Thüringen Weida und das 14:0 bei Einheit Kamenz kaum Aussagekraft. Der erste ernsthafte Test war gegen den österreichischen Bundesliga-Aufsteiger SV Ried, den Dynamo mit 3:1 besiegen konnte. Aber auch da lief noch nicht alles rund. Stamm wurde auf die Tribüne verwiesen und seine Jungs konnten erst spät im XXL-Test den Sieg herausschießen.

Gegen den tschechischen Erstligisten Slavia Prag unterlag man vor 19.000 Zuschauern mit 2:4. Hier hielt Dynamo gegen den Champions-League-Teilnehmer eigentlich gut mit, der Gegner aber bestrafte eine Schwächephase der SGD eiskalt und erzielte in sieben Minuten drei Tore. Das Spiel hatte zudem einen leicht bitteren Beigeschmack, weil sich Talent Jakob Zickler an der Schulter verletzte und bis auf Weiters ausfällt.

Beim VW-Cup in Zwickau mit dem gastgebenden FSV und Bundesligist VfL Wolfsburg stotterte der Motor der Schwarz-Gelben ein wenig, in 2×45 Minuten gelang trotz guter Chancen kein Tor. Dafür glückte die Generalprobe am vergangenen Wochenende: Gegen den SC Freiburg erkämpfte sich Dynamo ein 3:3.

Wer ist gekommen, wer ist gegangen?

Wichtigster „Neuzugang“ ist einer, der auch schon in der Vorsaison das Trikot der SGD getragen hat: Christoph Daferner. 18 Tore steuerte er zum Aufstieg bei. Damit war er nicht nur bester Dynamo-Torschütze, ohne seine Treffer etwa in Köln, gegen Rostock und Aue oder bei Hannover 96 hätte die SGD am Ende neun Punkte weniger auf dem Konto gehabt. Mit Alexander Rossipal (von Hansa Rostock) und Konrad Faber (aus St. Gallen ausgeliehen) hat Trainer Stamm neue und vielversprechende Optionen in der Defensive dazugewonnen. Lennert Grill von Union Berlin sollte den Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition weiter verstärken, scheint aber zunächst das Nachsehen gegen die alte Nummer 1, Tim Schreiber, zu haben.

Christoph Daferner wurde voin Dynamo Dresden nach dem Ende der Leihe fest verpflichtet.

Das soll es aber noch nicht gewesen sein, wie Sportgeschäftsführer Thomas Brendel beim Mini-Turnier in Zwickau vor anderthalb Wochen verriet. Man sei in Gesprächen und wolle sowohl offensiv, als auch defensiv weitere Qualität für die 2. Bundesliga dazugewinnen. Nur drei Tage später wurde Luca Herrmann nach einem für ihn nicht vollends zufriedenstellenden Jahr in Paderborn wieder zurück nach Dresden geholt.

Bei den Abgängen sticht vor allem Jonas Sterner heraus. Dem Rechtsaußen gelangen in der Liga in 32 Partien zehn Torbeteiligungen (zwei Tore, acht Vorlagen). Er wurde nach dem Ende seiner Leihe von seinem Stammverein Holstein Kiel an Hannover 96 weitergereicht. Ansonsten hat Dresden eigentlich keinen echten Leistungsträger abgeben müssen. Weitere Abgänge gab es trotzdem: So erhielt Routinier Philip Heise keinen neuen Vertrag und Talent Paul Lehmann soll in der 3. Liga beim SC Verl weitere Spielpraxis sammeln.

Der Trainer

Thomas Stamm ist zweifellos der sportliche Architekt des Aufstieges. Der 42 Jahre alte Schweizer hatte zu Beginn der Vorsaison das Amt in der sächsischen Landeshauptstadt übernommen und schnell bewiesen, dass er nicht nur mit Nachwuchsmannschaften umgehen, sondern auch dem enormen schwarz-gelben Druck standhalten kann. Von Beginn an war Dynamo in der Spitzengruppe vertreten und nie schlechter platziert als Rang sechs. Als es rund um den zehnten Spieltag mal nicht so lief, passte Stamm sein System an und brachte den Klub so zurück in die Erfolgsspur. Auch die zwei kurzen Schwächephasen im letzten Saisondrittel überstand er – anders als manch Vorgänger – und durfte schließlich über den Aufstieg jubeln.

Nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch die mannschaftliche Entwicklung sorgten schließlich dafür, dass noch kurz vor dem 1. Spieltag der neuen Saison der Vertrag von Stamm in Dresden verlängert wurde. „Er hat die Erwartungen in besonderem Maße erfüllt. So konnten beispielsweise unsere jungen Spieler den nächsten Entwicklungsschritt gehen und wurden wichtige Bestandteile der Profimannschaft“, schwärmte Sportchef Brendel über den Mann an der Linie.

Was kann man von der SGD erwarten?

Natürlich kann es für Dynamo primär erst einmal nur um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga gehen. Alles andere wäre vermessen. „Das Ziel ist, dass wir in der Liga bleiben“, hatte Stamm daher schon beim Trainingsauftakt Mitte Juni vorgegeben. Am Wochenende wird sich zeigen, was die Vorbereitung wert ist. Dabei gilt wie immer: Testspiele sind eine Sache, Pflichtspiele aber eine völlig andere. Wichtig wird sein, nicht schon zu Saisonbeginn der Musik hinterherzulaufen. Mit Greuther Fürth wartet zum Auftakt ein etablierter, aber auch nicht übermächtiger Gegner.

Spannend wird schon der zweite Spieltag, an dem es zum „Elb-Classico“ gegen den 1. FC Magdeburg kommt. Hier kann vor allem mental viel Kraft für die folgenden Partien gezogen werden, aber auch der erste Nackenschlag drohen. Dann könnte zum ersten Mal das eintreten, was Stamm fordert: Rückschläge meistern. Denn diese wird es bei der „Herausforderung Klassenerhalt“ immer wieder geben. Aus ihnen zu lernen, ist eine wichtige Aufgabe, damit die 2. Liga nicht zu einem Abenteuer wird.


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