Kommentar zu den DFB-Frauen – Wunder von Basel darf kein blaues Wunder werden

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Stand: 24.07.2025 10:52 Uhr

Die DFB-Frauen sind nach erneut großem Kampf im EM-Halbfinale ausgeschieden. Mit ihren Auftritten und ihrem Auftreten können sie einen Hype auslösen, den es für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland zu nutzen gilt, kommentiert Bernd Schmelzer.

Wunder gibt es, aber eben doch nicht immer wieder. Basel ist Geschichte, Zürich die Realität. Aber keine schlimme, im Gegenteil. Gut, die deutsche Mannschaft hat gegen Spanien den Finaleinzug verpasst, aber die Herzen von Millionen von Menschen erobert.

Insbesondere der Sieg über Frankreich im Viertelfinale von Basel kann einen Hype auslösen, wenn er es nicht schon getan hat. Dieser epische Kampf in Unterzahl, das dramatische Elfmeterschießen, die Paraden der Ann-Katrin Berger. Das alles wird noch lange in Erinnerung bleiben. Und obwohl die deutschen Fußballfrauen die große Bühne jetzt verlassen, sollten sie nicht in Vergessenheit geraten.

DFB-Frauen als Vorbild – mit Sympathie und Empathie

Es gibt erste Anzeichen aus den Landesverbänden, die über einen enormen Ansturm auf die Frauenabteilungen der jeweiligen Fußballvereine berichten. Tausende laufen in Trikots der Nationalmannschaft durch die Straßen, auf denen jetzt Brand, Gwinn, Berger, Dallmann oder Minge stehen. Und eben nicht mehr nur Musiala, Müller oder Neuer. 

Was dieses Team in der Schweiz geleistet hat, ist von enormer Bedeutung für die Sportart in Deutschland. Die Mischung aus Sympathie und Empathie, dieses Wir-Gefühl, das Wegstecken von Rückschlägen, die es in nie gewesener Häufung gab (Verletzungen, Platzverweise, Sperren), diese Leidenschaft, sich füreinander zu zerreißen. Das alles hat viel Vorbild-Charakter. 

Eine Situation wie jetzt gab es schon häufiger

Es ist allerdings eine Situation, die es schon häufiger gab. 2011 vor und während der WM im eigenen Land. 2013 nach dem Gewinn des EM-Titels. 2016 nach der olympischen Goldmedaille von Rio. 2022 nach dem verlorenen EM-Finale gegen England. Immer wieder hofften Deutschlands Fußballerinnen, den nächsten Schritt zu machen bei Trainingsbedingungen, Stadien, Gehältern, Sichtbarkeit in den Medien. In Gänze gelungen aber ist es nie. Drei schlechte Länderspiele, ein mittelmäßiges Turnier und schon war es vorbei mit dem großen Hype. Erst 2022 gab es einen großen Schritt nach vorne. 

Was Bundestrainer Christian Wück, der zwischenzeitlich schon wieder in Frage gestellt wurde, und sein Team geschafft haben, muss die Grundlage für die nächsten Jahre sein. Deutschland will die EM 2029 austragen, ein besseres Bewerbungsschreiben gibt es nicht.

Es braucht mehr Mut, den Frauenfußball voranzubringenn

Aber der DFB, die Liga und die Vereine dürfen die Flamme, die sie mit den Auftritten bei dieser EM entfacht haben, nicht ausgehen lassen. Es muss investiert werden: in die Infrastruktur, in die Gehälter der Spielerinnen, kurzum: in die Attraktivität des Frauenfußball-Standortes Deutschland. England, Frankreich, Spanien und inzwischen auch Italien machen es vor. Die Professionalisierung schreitet mit großen Schritten voran. Den Zug darf Deutschland nicht verpassen. 

Es braucht mehr Anerkennung, mehr Talentförderung, mehr Leistungszentren und mehr Mut, um den Frauenfußball weiter voranzubringen. Eigentlich müssten alle, die mit dieser Sportart verbunden sind, in die Hände klatschen und sagen: „Wir schaffen das!“ Weil wir können – und weil wir es diesem Team, mit allem was dazugehört, schuldig sind.

Aus dem Wunder von Basel, diesem epischen Sieg über Frankreich, darf kein blaues Wunder werden, das der deutsche Frauenfußball in ein paar Monaten erlebt, wenn die EM Geschichte ist. 


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