Frauen-EM: Hannah Hampton wird zu Englands Heldin gegen Schweden

Stand: 18.07.2025 12:47 Uhr

Hannah Hampton wurde beim englischen Viertelfinalerfolg gegen Schweden bei der Frauen-EM 2025 zur Heldin. Dabei war die 24-Jährige im dramatischen Elfmeterschießen gehandicapt.

Hannah Hampton war sichtlich gezeichnet – und auch ziemlich erschöpft. „Es war stressig anzusehen und stressig zu spielen“, sagte die englische Torhüterin nach einem epischen EM-Abend, an dem sie beim Halbfinaleinzug von Titelverteidiger England zu einer der Haupt-Protagonistinnen wurde.

England setzte sich im Elfmeterschießen nach insgesamt 14 Versuchen mit 3:2 (2:2, 0:2) gegen Schweden durch. Hampton parierte im Shootout die Versuche von Filippa Angeldahl und Sofia Jakobsson – obwohl sie gehandicapt war. Wenige Minuten vor Ende der Verlängerung hatte sie im Strafraumgetümmel nach einer schwedischen Ecke etwas abbekommen und blutete aus der Nase.

Da das Team von Trainerin Sarina Wiegman aber sein Wechselkontingent schon ausgeschöpft hatte, machte die Torfrau weiter. Hampton tauschte ihr mit Blut beschmiertes Trikot, setzte die Partie mit einem Wattepad in der Nase fort und wurde zur Matchwinnerin der „Lionesses“.

Hannah Hampton: „Es ging alles so schnell“

Nach dem Elfmeterschießen wurde Hampton von ihren Mitspielerinnen unter einer Jubeltraube begraben. Die 24-Jährige selbst wirkte fast zu kraftlos, um euphorisch zu feiern. „Keine Ahnung, wo meine Emotionen gerade sind. Es ging alles so schnell im Elfmeterschießen. Der Abend war so lang – ich weiß schon gar nicht mehr, was in der ersten Halbzeit war“, gab Hampton nach der Partie zu. „Ich bin einfach nur zufrieden und glücklich.“

Englands Torhüterin Hannah Hampton setzt die Partie gegen Schweden mit frischem Trikot und einem Wattepad in der Nase fort.

Der lange Abend habe Nerven gekostet, führte Hampton aus, die seit Kindheitstagen an einer Sehschwäche leidet und ihren Traum von der Fußballkarriere fast hätte begraben müssen. „Jedes Mal, wenn ich einen Elfmeter gehalten hatte, dachte ich: Bitte lass uns den nächsten Versuch reinmachen, damit wir ein kleines Polster haben. Doch dann hat sie den nächsten Elfmeter von uns gleich wieder gehalten“, sagte sie mit Blick auf Jennifer Falk, ihr Pendant auf schwedischer Seite.

Denn die Heldinnenrolle schien eigentlich schon vergeben – an Falk. Die Torfrau hatte im Elfmeterschießen drei der ersten fünf englischen Versuche pariert, ehe sie sich den Ball zum vermeintlich finalen schwedischen Versuch schnappte. Die 32-Jährige jagte den Ball aber über das Tor – ein Treffer hätte das Weiterkommen der Skandinavierinnen bedeutet. So ging der Shootout weiter und am Ende setzten sich die Britinnen durch, auch wenn Falk später sogar noch einen vierten Elfmeter hielt.

Jennifer Falk schießt im Elfmeterschießen gegen England übers Tor.

„Das mit meinem Nasenbluten läuft eigentlich nie gut“

Hampton war dann schließlich die Heldin – und das trotz ihres Handycaps. „Das mit meinem Nasenbluten läuft eigentlich nie gut“, sagte die 24-Jährige nach dem Match und verriet: „Es gab da in der Vergangeheit schon viele Geschichten, ich war auch schon im Krankenhaus deswegen. Ich dachte nur: ‚Nicht schon wieder.‘ Aber mit einem Nasenloch ging es dann auch.“

Hamptons Familie gratuliert während der PK

Etwas später war dann auch die Anspannung von Hampton abgefallen. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde die Torhüterin von einem Facetime-Anruf ihrer Familie überrascht. „Mein Handy hat in meiner Tasche geklingelt, sorry. Einne Moment bitte“, entschuldigte Hampton sich zunächst, ehe sie lachend realisierte, wer sie da zu erreichen versuchte und den Anruf entgegennahm. „Ich bin in einer Pressekonferenz“, sagte sie an ihre Familie gerichtet. Und schließlich, mittlerweile unter dem Gelächter der anwesenden Medienvertreter: „Ich muss auflegen. Ich rufe zurück.“

England und Hampton sind weiter im Turnier. Erst vor wenigen Monaten hatte sie Mary Earps im englischen Tor abgelöst – die Schlussfrau, mit der die „Lionesses“ 2022 den EM-Titel geholt hatten. Von Earps spricht mittlerweile wohl fast keiner mehr – Hampton ist die Frau der Stunde. Und England auch dank ihr der Titelverteidigung einen weiteren Schritt näher.

Nun wartet Italien im EM-Halbfinale (Dienstag, 22.07.2025, 21 Uhr) auf die englischen Titelverteidigerinnen. Gegen die „Azzure“ wird es dann auch wieder auf Hampton ankommen. Bis dahin wird die 24-Jährige ihren nahezu leeren Akku wieder aufgeladen haben – nach dem ebenso epischen wie „stressigen“ Match gegen Schweden.


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