Fußballturniere mit Menschen, die Trump nicht in den USA sehen will

Stand: 13.06.2025 14:22 Uhr

Gleich zwei große Fußballturniere werden in diesem Sommer in den USA gespielt. Es werden Profis dabei sein wie der Haitianer Fafà Picault an der Seite von Lionel Messi, die US-Präsident Donald Trump gar nicht in seinem Land sehen will. Für FIFA-Präsident Gianni Infantino startet der Fußball unter diesen Umständen in eine „neue Ära“.

Am 14. Juni beginnen in den USA zwei sogenannte Major Sporting Events, beide in derselben Sportart, dem Fußball. Die Klub-WM, die erstmals mit 32 Mannschaften ausgetragen wird, beginnt mit dem Spiel zwischen Al Ahly aus Ägypten und Inter Miami. Der Gold Cup startet mit dem Spiel zwischen Mexiko und der Dominikanischen Republik.

Der Gold Cup ist für den Kontinentalverband CONCACAF das, was die Europameisterschaft für die UEFA ist. Anders als der für Nord-, Mittelamerika und die Karibik zuständige Verband würde die Europäische Fußball-Union nie auf die Idee kommen, die EM parallel zu einer Klub-WM anzusetzen, bei der die Vereine auch noch Erstzugriffsrecht auf die Spieler haben.

An Messis Seite statt für die Nationalmannschaft

Von diesem Recht macht Inter Miami nun Gebrauch, der Klub, den FIFA-Präsident Gianni Infantino unbedingt bei der Klub-WM haben wollte, weil Weltstar Lionel Messi für ihn spielt.

Fabrice-Jean, genannt Fafà, Picault ist seit Anfang des Kalenderjahres ein Teamkollege von Messi. Er wurde vor gut 34 Jahren in New York geboren. Die USA sind seine Heimat. Sein Großvater väterlicherseits fuhr mehr als 50 Jahre lang Taxi in New York.

Die Wurzeln von Fafà Picault liegen jedoch in Haiti. Sein Großvater mütterlicherseits spielte für Haitis Nationalmannschaft Fußball. Picault macht das inzwischen auch.

Erst USA unter Klinsmann, nun Haiti

In der Jugend spielte Picault noch für die USA, und später in der A-Nationalmannschaft auch, nachdem ihn der damalige Nationaltrainer Jürgen Klinsmann nominiert hatte. Unter dem deutschen Weltmeister bestritt er 2016 sein erstes von zwei Länderspielen für die USA, sein Verein war damals der FC St. Pauli in der 2. Bundesliga.

Für Haiti kommt Picault inzwischen auf 15 Länderspiele, und obwohl er mit Miami bei der Klub-WM beschäftigt ist, könnte er noch beim Gold Cup auf sein 16. Spiel kommen. Picault ist im offiziellen Kader gelistet. Sollte Miami nach der Gruppenphase ausscheiden und Haiti die Gruppenphase überstehen, wäre das zumindest zeitlich möglich.

Fafà Picault: Heimat USA, Wurzeln in Haiti

Zum Auftakt gegen Saudi-Arabien

Haiti startet nach deutscher Zeit in der Nacht zu Montag in den Gold Cup. Der Gegner wird Saudi-Arabien sein, die CONCACAF hat die Mannschaft aus dem asiatischen Verband eingeladen.

In gewisser Weise ist der Staat vom Persischen Golf aber auch Gastgeber. Zumindest ist er der größte Geldgeber, denn die potenten Sponsoren sowohl des CONCACAF als auch des Gold Cups kommen aus Saudi-Arabien, dazu gehört auch der Staatsfonds.

Auch die FIFA erhält viele Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien, mal direkt, mal indirekt wie bei dem Milliardendeal mit dem Streamingdienst „Dazn“, der alle Spiele der Klub-WM zeigen wird, ohne dass ein Abo nötig sein wird.

Infantino schwärmt – von allem

Zwei Major Sporting Events in den USA hängen also am Tropf von Saudi-Arabien, das 2034 Gastgeber der Fußball-WM für Nationalmannschaften der Männer sein wird. Gianni Infantino schwärmt schon heute, wie der Präsident des Weltverbandes FIFA derzeit ohnehin nicht aus dem Schwärmen kommt. Den „Inbegriff eines Big Bang“ nennt er die aufgeblähte Klub-WM, spricht von einer „neuen Ära für den Fußball“.

Einreiseverbot auch gegen Haiti – aber Ausnahmen für den Fußball

Infantinos Mantra lautet, dass der Fußball die Welt vereint. Das ist zynisch mit Blick auf den saudi-arabischen Kronprinzen. Mohammed bin Salman, der das Land diktatorisch regiert, Meinungen unterdrückt und Kritiker wegsperren lässt. Menschenrechtsorganisationen warnen, dass die Lage in Saudi-Arabien schlimmer statt besser werde.

Aber das gilt in der zweiten Amtszeit von Donald Trump auch für die USA. Der Präsident definiert Recht und Gesetz weitestgehend selbst. Er unterdrückt Proteste gegen seine Migrationspolitik mithilfe der Nationalgarde. Seit Tagen bestimmen Bilder aus Los Angeles die Schlagzeilen. In der kalifornischen Stadt am Pazifik werden sowohl bei der Klub-WM als auch beim Gold Cup Spiele ausgetragen.

Knapp zwei Autostunden entfernt von Los Angeles liegt San Diego. Dort wird Haiti gegen Saudi-Arabien antreten. Im Ticketportal ist es deutlich einfacher, die verkauften Eintrittskarten zu zählen als die erhältlichen.

Alle blauen Plätze sind noch zu haben für das Spiel Haiti gegen Saudi-Arabien.

Selbst wer aus dem armen und von Unruhen gebeutelten Haiti nach San Diego kommen wollte, um seine Nationalmannschaft zu sehen, hat keine Chance. Donald Trump hat mal wieder ein Reiseverbot erlassen. Für die Einwohner von zwölf Staaten gilt ein komplettes Verbot, dazu gehört auch Haiti.

Trump setzt den Ton: „Hunderttausende haitianische Aliens“

„Hunderttausende haitianische Aliens“ seien zu Zeiten des US Präsidenten Joe Biden in die Vereinigten Staaten gekommen. Das steht so in dem Erlass, und somit ist der Ton gesetzt. Haitianer würden kriminelle Netzwerke bilden und die nationale Sicherheit gefährden, ist als Begründung für das Reiseverbot aufgeführt.

In dem Dekret sind Ausnahmen aufgeführt für alle Sportler, Trainer, weiteres notwendiges Personal und enge Verwandte dieser Gruppe, die an der Weltmeisterschaft (aufgeführt im Singular ohne Jahreszahl, also vermutlich die WM 2026), Olympischen Spielen („Olympics“, also die Sommerspiele 2028 in Los Angeles) und Teilnehmer an anderen „major sporting event“ (sportliche Großereignisse), die vom Secretary of State als solche festgelegt werden, also von Außenminister Marco Rubio.

Einreiseverbot auch gegen das für die WM 2026 qualifizierte Iran

Es ist keine Aussage von Rubio vorhanden und kein Dokument zu finden, das die Klub-WM und Gold Cup als Major Sporting Event definiert. Es gibt aber indirekte Belege.

Fafà Picaults Mannschaftskollegen und das dazugehörige Personal sind aus der Heimat Haiti für den Gold Cup angereist.

Der Nachweis für die Klub-WM ist beispielsweise über Mehmet Taremi möglich. Der Stürmer steht im Kader von Inter Mailand. Er ist Iraner und hat sich mit seiner Nationalmannschaft auch für die WM im kommenden Jahr qualifiziert. Nach dem aktuell gültigen Willen Trumps werden keine Fans aus dem Iran ihre Mannschaft 2026 unterstützen dürfen. Gleiches würde auch für Haiti gelten, das gute Chancen hat, in der Qualifikation die letzte Runde zu erreichen.


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