Portugals Ronaldo zerschießt Deutschlands Titel-Traum

Stand: 05.06.2025 07:56 Uhr

Deutschlands Traum vom Titel in der Nations League ist nach einer schwachen Leistung ausgeträumt. Der 40-jährige Cristiano Ronaldo schoss mit seinem 2:1-Siegtor die Portugiesen ins Finale.

Florian Wirtz hatte am Mittwochabend in München das DFB-Team mit 1:0 in Führung gebracht (48.), nachdem die Partie wegen eines Hagelschauers beim Aufwärmen mit zehnminütiger Verspätung begonnnen hatte. Francicso Conceicao glich in der 63. Minute aus, Ronaldo legte in der 68. Minute nach.

Bundestrainer Nagelsmann: „Im Trainerteam hinterfragen“

Julian Nagelsmann hatte eine Aufstellung an den Start gebracht, die so vorher von keinem Experten prognostiziert worden war: Zentraler Verteidiger in einer Dreierkette war Frankfurts Robin Koch, als einziger Sechser davor agierte Aleksandar Pavlovic, im Sturm feierte Nick Woltemade sein Debüt gleich von Beginn an.

Der Bundestrainer gab nach der Partie im ARD-Interview zu, dass vieles nicht gepasst hat: „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit hergegeben, waren nicht zu hundert Prozent wach und hatten defensiv auch nicht die Galligkeit der letzten Monate. Es war aber eine gute Lehre für uns, wir können gegen solche Teams nicht mithalten, wenn nicht alle bei hundert Prozent sind. Es lag nicht an den vielen Ausfällen, das wäre mir zu einfach. Wir sind einfach nicht an unser Leistungs-Peak gekommen.“

Deutschlands Kimmich: „Fahrlässig und fehleranfällig“

Auch Kapitän Joshua Kimmich übte gegenüber der Sportschau Selbstkritik: Die Niederlage tut sehr weh, aber sie war verdient. Wir sind heute überhaupt nicht an unser Top-Level zu kommen, nach dem 1:0 haben wir dann komplett aufgehört, Fußball zu spielen. Insgesamt waren wir mit Ball viel zu fahrlässig und fehleranfällig, gegen den Ball haben wir viel zu wenig Energie auf den Platz gebracht. Aber jetzt geht es am Sonntag um die richtige Reaktion nach so einer schwachen Leistung.“

Dauerdruck durch zu viele Ballverluste

Die erste Torchance hatte Deutschland durch Leon Goretzka schon nach drei Minuten, er schloss aber zu zentral ab. Danach leistete sich das DFB-Team erstaunlich viele Ballverluste und Abspielfehler, die Portugal mit hervorragendem Umschaltspiel vor allem über die linke Außenbahn immer wieder nutzte.

Pedro Neto stellte Tah und Kimmich vor Riesenprobleme, einen ersten Abschluss von Cristiano Ronaldo entschärfte Marc-André ter Stegen aber mühelos, dann strich Netos Vollspannversuch knapp über die Latte. Erst rund um die 20. Minute befreite sich Deutschland vom selbst verschuldeten Dauerdruck und wurde gefährlich.

Nach Doppelpass mit Woltemade wollte Pavlovic zunächst einen Elfmeter schinden, dann kam Woltemade selbst zum Abschluss, scheiterte aber an Diogo Costa. Der Keeper des FC Porto stand kurz danach gleich nochmal im Brennpunkt, lenkte den harten Flachschuss von Goretzka aber um den Pfosten.

Massenweise Patzer von Schiedsrichter Vincic

Bis zur Pause kehrte dann aber wieder fußballerische Ernüchterung ein, das deutsche Anlaufverhalten blieb um Klassen schlechter als beispielsweise zuletzt im Viertelfinale gegen Italien. Auch die Leistung von Weltklasse-Schiedsrichter Slavko Vincic hob sich nicht vom Geschehen ab.

Der Slowene verweigerte erst Ronaldo einen klaren Eckball, übersah ein übles Foul von Florian Wirtz an Bruno Fernandes und pfiff dann zunächst einen Freistoß für Deutschland, obwohl Maximilian Mittelstädt nur einen Ball ins Gesicht bekommen hatte – um sich dann offenbar nach Hinweis via Headset auf Schiedsrichterball zu korrigieren.

Auch nach dem Wechsel stand Vincic schnell wieder im Mittelpunkt. Erst verpasste Ronaldo eine scharfe Hereingabe von Nuno Mendes nur knapp, dann wurde es nach einem genialen Moment von Kimmich diskutabel.

Woltemade blockt, Wirtz köpft für Deutschland ein

Wirtz hatte auf der linken Seite den Ball erobert, Kimmich chipte die Kugel dann in seinem 100. Länderspiel genial ins Sturmzentrum. Dort stand Woltemade vermeintlich im Abseits und blockierte den Laufweg von Portugals Verteidiger Rúben Dias in Richtung des durchgestarteten Wirtz, der galant zur Führung einköpfte. Deutschland feierte, Portugal protestierte, Vincic wurde an den Videoschirm gerufen – und er gab das Tor.

Das weckte die Wut im portugiesischen Team. Bruno Fernandes hätte per Schlenzer beinahe schon den Ausgleich erzielt (57./Koch fälschte ab, es gab aber wieder keine Ecke), auch Ronaldo scheiterte per Kopf nur knapp.

Dann leitete Nationaltrainer Roberto Martínez mit einem Dreierwechsel die Wende ein. Vor allem Francisco Conceicao und Vitinha gaben der portugiesischen Offensive sofort eine andere Statik, die Gegenmaßnahmen von Nagelsmann mit Robin Gosens auf links sowie Serge Gnabry und Füllkrug vorne wirkten zunächst eher kontraproduktiv.

Ronaldo trifft für Portugal

Conceicao lief vor seinem Ausgleich nach gut einer Stunde locker Gosens davon, ter Stegen kam trotz mehr als 20 Meter Torentfernung gegen den Schlenzer deutlich zu spät. Zu spät – das blieb auch in der Folge Programm. Nuno Mendes lief fünf Minuten später links mal wieder allen davon, im Zentrum hatte Ronaldo dann gar keinen Gegenspieler und schob die Kugel locker ins leere Tor.

Deutschland versuchte dann zwar noch einmal alles, es blieb aber ein Fehler-Festival ohne erkennbare Spielidee. Joker Karim Adeyemi hatte in der 83. Minute nach einem Konter dennoch die große Ausgleichschance, traf aber nur den linken Pfosten. Danach war Portugal dem 3:1 deutlich näher als das DFB-Team dem 2:2: ter Stegen rettete mit herausragenden Paraden gegen Diogo Jota und Conceicao.

Deutschland jetzt im Spiel um Platz drei

Für die Deutschen steht nun noch das Spiel um Platz drei am Sonntag um 15 Uhr in Stuttgart an, es geht gegen den Verlierer des Duells zwischen Spanien und Frankreich, das die ARD am Donnerstag um 21 Uhr live zeigt. Das Endspiel ist dann am Sonntag wieder in München und beginnt um 21 Uhr.


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