Zweitligisten „schon im Rhythmus“ – ein erheblicher Vorteil

Stand: 15.08.2024 12:15 Uhr

Für die Bundesligisten steht in der ersten Runde des DFB-Pokals in der Regel das erste Pflichtspiel der Saison an. Die Zweitligisten sind hingegen schon im Wettkampf erprobt. Das ist ein erheblicher Vorteil, wie die Daten belegen.

In den eigens für den Pokal geschriebenen Gesetzen gibt es auch Sprachregelungen. So ist die Rede von krassen Außenseitern, die inzwischen gerne auch als Underdogs bezeichnet werden. Zu ihnen gehört in der ersten Runde der Saison 2024/25 der 1. FC Phoenix Lübeck, der auf Borussia Dortmund trifft. Der Regionalligist hat nichtmal den Heimvorteil, denn das Spiel wird im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen.

Es wäre also eine Sensation, würden die Lübecker gewinnen, wohingegen es eine Überraschung wäre, vielleicht sogar nur eine kleine Überraschung, gewänne der SSV Jahn Regensburg gegen den VfL Bochum. Die Regensburger sind zwar erst wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen, aber sie haben einen echten Heimvorteil, einen Gegner, der beinahe aus der Bundesliga abgestiegen wäre, und – das ist eine noch verhältnismäßig junge Sprachregelung – sie sind „schon im Rhythmus“.

Seit 2011 startet die 2. Bundesliga eher

Seit der Saison 2011/12 beginnt die Saison in der 2. Bundesliga eher als die Bundesliga. Eine Ausnahme bildete die Saison 2020/21, in der beide Ligen aufgrund der Coronapandemie gemeinsam im September starteten. In der folgenden Tabelle ist diese Saison daher nicht berücksichtigt. Ebenso wenig fehlen in der Aufzählung Spiele, die auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden. Dazu zählen seit einigen Jahren die Partien der Teilnehmer des Supercups.

Erstrundenduelle 2. Liga – Bundesliga seit 2011/12
Zweitligist Bundesligist Ergebnis
SV Elversberg 1. FSV Mainz 05 0:1
VfL Osnabrück 1. FC Köln 1:3 n.V.
SSV Jahn Regensburg 1. FC Köln 4:3 i.E.
1. FC Kaiserslautern SC Freiburg 1:2 n.V.
Eintracht Braunschweig Hertha BSC 6:5 i.E.
1. FC Magdeburg Eintracht Frankfurt 0:4
SV Sandhausen RB Leipzig 0:4
SV Sandhausen Borussia Mönchengladbach 0:1
VfL Osnabrück RB Leipzig 2:3
SV Wehen Wiesbaden 1. FC Köln 2:3 i.E.
Erzgebirge Aue 1. FSV Mainz 05 1:3
SpVgg Greuther Fürth Borussia Dortmund 1:2 n.V.
FC Erzgebirge Aue FC Ingolstadt 04 7:8 i.E.
Dynamo Dresden RB Leipzig 5:4 i.E.
MSV Duisburg FC Schalke 04 0:5
TSV 1860 München TSG Hoffenheim 2:0
Arminia Bielefeld Hertha BSC 0:2
FC St. Pauli Borussia Mönchengladbach 1:4
VfL Bochum VfB Stuttgart 2:0
RB Leipzig SC Paderborn 07 2:1 n.V.
SV Darmstadt 98 VfL Wolfsburg 4:5 i.E.
Karlsruher SC VfL Wolfsburg 1:3
SV Sandhausen 1. FC Nürnberg 4:3 i.E.
Arminia Bielefeld Eintracht Braunschweig 2:1
Erzgebirge Aue Eintracht Frankfurt 3:0
SSV Jahn Regensburg FC Bayern München 0:4
Dynamo Dresden Bayer Leverkusen 4:3 n.V.
Eintracht Braunschweig FC Bayern München 0:3

Auch in der aktuellen Saison ist davon eine Partie betroffen. Weil der VfB Stuttgart am Samstag (17.08.2024) bei Bayer Leverkusen im Supercup antritt, sind die Erstrundenspiele der beiden Mannschaften verschoben. Der VfB spielt erst am 27. August beim SC Preußen Münster. Die Partie wird ebenso live im Ersten und im Livestream zu sehen sein wie das Duell zwischen Eintracht Braunschweig und Eintracht Frankfurt am Monatg (19.08.2024).

Die Stuttgarter werden vor ihrem Auftritt in Münster schon zwei Pflichtspiele bestritten haben, eben den Supercup und den Bundesligaauftakt beim SC Freiburg. Den Preußen, die als Aufsteiger mit einer Niederlage bei der SpVgg Greuther Fürth und einem Unentschieden gegen Hannover 96 in die Saison starteten, wird damit ein Vorteil genommen, der sich aus der Tabelle ablesen lässt.

In den 28 Begegnungen, die unter den genannten Kriterien gespielt wurden, setzte sich seit 2011/12 elfmal der Zweitligist durch. Das entspricht einer Quote von gut 39 Prozent. Insgesamt kam es in dieser Spanne zu 159 Duellen zwischen einem Zweit- und einem Erstligisten. Die klassentiefere Mannschaft setzte sich dabei 37-mal durch, das bedeutet eine Quote von nur 23 Prozent.

2. Liga gegen Bundesliga in der 1. Runde 2024/25
Heim Gast
SSV Ulm 1846 FC Bayern München
SSV Jahn Regensburg VfL Bochum
Eintracht Braunschweig Eintracht Frankfurt
SC Preußen Münster VfB Stuttgart

Zweitligisten in der ersten Runde mit automatischem Heimrecht

Die Diskrepanz relativiert sich allerdings dadurch, dass die Zweitligisten ab der zweiten Runde kein automatisches Heimrecht mehr haben, wenn sie gegen einen Bundesligisten gelost werden. In der abgelaufenen Saison kam es sogar zu einem Duell auf einem neutralen Platz: Leverkusen gewann das Pokalfinale im Berliner Olympiastadion gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Angesichts des Quotenunterschiedes von etwa 16 Prozentpunkten deutet allerdings trotzdem vieles auf einen Vorteil hin, schon Pflichtspiele bestritten zu haben und auf einen Gegner zu treffen, der – diese Sprachregelung gilt für den Fußball allgemein – noch nicht weiß, wo er steht. Beleg dafür ist auch, dass sich in den 60 Duellen ab der zweiten Runde im relevanten Zeitraum nur zwölfmal der Zweitligist durchsetzte, wenn er Heimrecht hatte, also mit einer Quote von 20 Prozent. Diese Quote sinkt auf zwölf Prozent, wenn der Bundesligist zu Hause spielt.

Fun fact: Elfmeterschießen gewinnt der Zweitligist

Bemerkenswert bei all den Zahlen: Die vergangenen acht Pokalspiele zwischen einem Zweit- und einem Bundesligisten, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, gingen an die klassentiefere Mannschaft. Sprachregelung: fun fact.


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