Am 4. November hat Tina Theune Grund zum Feiern. Die ehemalige Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft wird dann 70 Jahre alt. Schon heute wird sie und wird mit ihr gefeiert, den Anlass hat sie selbst geschaffen. Im Rahmen des Länderspiels der Frauen-Nationalmannschaft in Sinsheim gegen Wales wird Theune vom DFB mit dem Ehrenpreis „Lebenswerk“ ausgezeichnet. Im Interview mit DFB.de blickt sie zurück auf ihren Lebens- und Karriereweg, auf Erfolge und Errungenschaften und auf viele schöne Erlebnisse.
DFB.de: Eine schwere Frage zum Einstieg, Frau Theune: Was haben Dettmar Cramer, Udo Lattek, Gero Bisanz, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld und Bernd Schröder gemeinsam?
Tina Theune: Sie sind männlich, sie waren sehr gute und sehr erfolgreiche Trainer, sie haben den deutschen Fußball geprägt. Aber, worauf Sie wahrscheinlich hinauswollen, ist: Sie alle wurden mit dem Ehrenpreis Lebenswerk des DFB ausgezeichnet.
DFB.de: Richtig. Und nun findet sich Ihr Name in dieser Reihe, als erste Frau. Beschreiben Sie mal, welche Gedanken und Empfindungen Sie dazu haben.
Theune: Ich freue mich sehr. Ich blicke voller Respekt und Dankbarkeit zurück auf die Zeit, die ich erlebt habe und auf die Erfahrungen, die ich machen durfte. Silvia Neid und ich, wir hatten das Glück, mit großartigen Spielerinnen arbeiten zu dürfen. Die zahlreichen Erfolge wären sonst nicht möglich gewesen. Wir hatten Fußballerinnen mit großer individueller Klasse, grandiose Anführerinnen, tor-hungrige Titeljägerinnen, und zugleich überragende Teamplayerinnen. Sie waren fähig, über sich hinauszuwachsen und haben immer neue Maßstäbe gesetzt. Ich erinnere mich an unendlich viele schöne und intensive Momente, die mir immer wichtig und nah sein werden. Die Auszeichnung mit dem Trainer-Ehrenpreis Lebenswerk lässt mich mit einem Lächeln zurückblicken.
DFB.de: Dieses Muster findet sich bei Ihnen häufig: Sie betonen die Bedeutung anderer für den Erfolg.
Theune: Das stimmt. Ich weiß natürlich, was ich kann und geleistet habe, und dass ich mich nicht verstecken muss. Es gehören allerdings auch Faktoren dazu, die man nicht beeinflussen kann. Ich weiß noch, dass es z.B. bei meinem ersten Turnier zu Beginn der EM-Endrunde 1997 alles andere als rund lief. Aber es stimmt: Es ist nicht meine Art, Titel und Auszeichnungen allein für mich zu reklamieren, für die ein ganzes Team verantwortlich ist.
DFB.de: Sie sind in einem Pfarrhaus aufgewachsen. Selbstverständlich war es wohl nicht, dass Sie seit Ende der 50er-Jahre mit den Jungs auf der Straße Fußball spielen durften?
Theune: Was die Leidenschaft, die Begeisterung und die Lust auf das Spiel betrifft: in dieser Hinsicht hat mich schon früh mein Vater geprägt.
DFB.de: Es gibt die Erzählung, dass Sie im Alter von neun Monaten mit dem Fußball-Virus infiziert wurden, als Sie im Radio die Reportage des WM-Finales 1954 von Herbert Zimmermann hörten.
Theune: Wir hatten keinen Fernseher, mein Vater hatte sich damals für die WM einen Bausatz für ein Transistorradio besorgt, um mit meiner Mutter das Wunder von Bern live miterleben zu können. Ich bin sicher, dass mich die Worte von Herbert Zimmermann sehr beeindruckt haben. Von da an, mit neun Monaten, hatte ich fast immer einen Ball unterm Arm.
DFB.de: Wissen Sie noch, was Ihr Vater gesagt hat, als Sie ihn gefragt haben, Fußball spielen zu dürfen? Frauen und Mädchen war das damals ja noch offiziell verboten.
Theune: Die Worte meines Vaters werde ich immer im Ohr haben. Er hat mit einer Gegenfrage geantwortet: „Du hast doch auch zwei Beine, warum sollst Du nicht Fußball spielen?“ Meine Mutter, eine Handballspielerin, habe ich auch gefragt. Sie hat sich an ihre Großmutter erinnert, die in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert als Mädchen zum Entsetzen der Dorfbewohner voller Stolz mit dem Fahrrad herumfuhr. Zu der Zeit war das unerhört. Meine Bitte, Fußball spielen zu dürfen, erschien ihr vor diesem Hintergrund nicht sonderlich spektakulär.
DFB.de: Wie wichtig für die Liebe zum Spiel war das Erleben, gut im Fußball zu sein, die Bestätigung, die Sie durch Ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball erfahren haben?
Theune: Natürlich spielte das eine Rolle. Wenn ich bei unseren Straßenmeisterschaften etwas gesehen habe, das ein anderer gut konnte, dann wollte ich das lernen. Ich habe die Jungs zum Beispiel gefragt, ob sie mir Flugkopfball beibringen können. Worauf sie mit mir zum Sandkasten gefahren sind, wo wir Flugkopfbälle geübt haben. Ich wollte immer weiter, immer besser werden. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass ich beim Gewinn der Straßenmeisterschaft auf dem Parkplatz vor der Kirche das Siegtor geschossen habe. Was das Gefühl betrifft, habe ich die Erfolge als Trainerin anders, aber nicht weniger intensiv erlebt.
DFB.de: Welche Auswirkungen hatte die Transformation von der Spielerin zur Trainerin auf Ihre Liebe zum Fußball?
Theune: Das ist schwer zu beschreiben. Der Übergang war fließend, bzw. habe ich eine Zeit lang beides parallel gemacht. Mein späterer Ehemann hatte ja, um in Brauweiler eine Frauenfußballmannschaft zu gründen, Spielerinnen gesucht. Wie er habe ich in Köln Sport studiert und mich gemeinsam mit anderen Sportstudentinnen dem Verein angeschlossen. Parallel dazu habe ich erste Erfahrungen als Trainerin von diversen Jungendmannschaften in einer AG an der Schule und im Verein gemacht. 13 Jahre lang bin ich dem Verein Grün Weiß Brauweiler treu geblieben. Während dieser langen Zeit war ich teilweise auch Spielertrainerin der Frauenmannschaft. So kam eins zum anderen und irgendwann war ich dann tatsächlich Fußball-Lehrerin.
DFB.de: Ein Meilenstein Ihrer Trainerinnen-Werdung war der Erwerb der A-Lizenz. Es war auch historisch ein Meilenstein, Sie waren die erste Frau, die diesen Schein erworben hat.
Theune: Ja, während meines Studiums hatte ich mit Abschluss des Sonderfachs Fußball meine erste Trainer-Lizenz in den Händen, vergleichbar mit der B+-Lizenz. Auf ihr steht: „Weiblicher Trainer Nr.1“. Später. in den frühen 80er Jahren, habe ich mitgekommen, dass Frauen inzwischen zur A-Lizenz zugelassen sind. Ich habe mich für den Kurs angemeldet und wollte an der Rezeption die Gebühren bezahlen. Davon wurde mir abgeraten, für den Fall, dass ich auf diesem Level nicht mithalten könnte. Das Geld habe ich jedoch ohne zu zögern auf den Tisch gelegt.
DFB.de: Zum DFB kamen Sie über Gero Bisanz, den Sie als Dozenten der Sporthochschule Köln kennengelernt haben und bei dem Sie die Fußball-Lehrer-Lizenz erworben hatten.
Theune: Die Zulassung bekam ich 1984. Zu der Zeit war das außergewöhnlich und zugleich bahnbrechend für andere Nationalverbände auf der ganzen Welt. Gero Bisanz war seit 1982 Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, er suchte eine Co-Trainerin, nachdem sein Team auch die zweite Endrunde der europäischen Kontinentalmeisterschaft verpasst hatte. Ich weiß noch, wie erstaunt ich war, als er mich 1985 gegen Ende des Fußball-Lehrer-Lehrgangs ansprach, wie ich einen Moment überlegt habe.
DFB.de: Warum das Zögern?
Theune: Ich hatte auf einem hohem Niveau Fußball gespielt, aber nicht auf höchstem internationalem Niveau. Und nun sollte ich mit den besten deutschen Fußballerinnen arbeiten, die ich noch als Spielerin kannte?
DFB.de: Zu Ihren Kollegen im Rahmen der Fußball-Lehrer-Ausbildung gehörten neben Ihnen noch andere, die bemerkenswerte Karrieren als Trainer gemacht haben.
Theune: Hermann Gerland zum Beispiel, wir beide haben damals einer Lerngruppe angehört. Überragend. Im Lehrgang kennengelernt habe ich Helmut Horsch. Uns verbindet bis heute eine wunderbare Freundschaft. An Winnie Schäfer erinnere ich mich, auch Hannes Bongartz hat mit mir die Schulbank gedrückt. Wir alle haben uns trotz der sehr unterschiedlichen Erfahrungen gut ergänzt.
DFB.de: An der Seite von Gero Bisanz haben Sie riesige Erfolge gefeiert: 1989, 1991 und 1995 wurden sie Europameisterin, 1995 zudem Vize-Weltmeisterin. 1996 dann wurden Sie als seine Nachfolgerin Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft. Waren Sie bereit, als aus der Assistentin Theune die Chefin Theune wurde?
Theune: Ja. Denn mein „Mentor“ Gero Bisanz hatte einen kooperativen, gewinnenden Führungsstil. Er hat mich intern und öffentlich nie wie eine Assistentin behandelt, sondern gleichberechtigt. Schritt für Schritt und sehr behutsam übergab er mir immer mehr Verantwortung. Am Anfang gehörte es zu meinen Aufgaben, das Aufwärmprogramm zu gestalten. Als es dann so weit war und ich sein Amt übernahm, fühlte ich mich gut vorbereitet. Ich wusste: Ich kriege das hin. Oder besser gesagt: Silvia und ich – wir können das.
DFB.de: Und Sie konnten. Weitere EM-Titel folgten, dazu 2003 der Triumph bei der WM in den USA. In der gemeinsamen Zeit mit Neid hat sich ein Ritual nach Titelgewinnen etabliert.
Theune: Auf jeden Fall! Ich muss dazu sagen: Auf meinem Mist gewachsen war die Geschichte nicht. Es war Silvia, die für alle Fälle immer etwas Erfrischendes dabeihatte. (lacht) Der schönste Moment für mich war der nach der Siegerehrung bei der WM 2003 im leeren WM-Stadion von Carson. Nach der Pressekonferenz sind Silvia und ich in die Kabine zurück. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Dann sahen wir auf einem Koffer am Eingang eine große Jägermeisterflasche, die wir unter der Trainingsjacke verschwinden ließen, um von „unserer“ Trainerbank aus zuzusehen, wie die goldenen Schnipsel vom Rasen gesaugt wurden.
DFB.de: Sie haben insgesamt sechs Europameister-Titel gewonnen, wurden Vizeweltmeisterin und Weltmeisterin. Bei den Olympischen Spielen war es „nur“ Bronze. Sie haben das Erlebnis Olympische Spiele und die Zeit im Olympischen Dorf mal als „magisch“ bezeichnet. Können Sie diese Magie, von der ja oft die Rede ist, näher beschreiben?
Theune: Ich hatte schon die Vorstellung, dass wir bei den Olympischen Spielen in Sydney vielleicht schon titelreif sein könnten, da wir während der Vorbereitung auf das Turnier viel Zeit investiert haben und ein großes Potenzial zu erkennen war. Vor allem beim abschließenden Test gegen Dänemark, den wir mit 7:0 gewonnen haben, nachdem ich der Mannschaft versprochen hatte, die beiden letzten Tage des Lehrgangs bei einem Sieg mit mehr als sechs Toren Unterschied zu streichen. Den Sieg haben wir wie einen Turniersieg gefeiert. Aber so weit, wie ich glaubte, waren wir leider noch nicht. Nicht als Mannschaft und auch wir nicht als Trainerinnen-Gespann. Um die Olympischen Spiele, den besonderen Spirit hautnah miterleben zu können, ist das Erreichen des Halbfinals entscheidend. Erst ab dem Halbfinale können auch die Fußballerinnen ins Olympische Dorf einziehen und vor großer Bühne im Olympiastadion spielen. Das wollte ich immer erleben. Auch das Zusammenkommen mit den Athleten anderer Sportarten aus der ganzen Welt im Olympischen Dorf war ein Traum von mir.
DFB.de: Haben Olympische Spiele für Sie nochmal eine höhere Bedeutung, weil Sie früher selbst auch Leichtathletin waren?
Theune: Vielleicht, ja. Aber auch, weil ich in meiner Jugend mit den Olympischen Spielen ein sehr besonderes Erlebnis verbinde. Im Kevelaerer Bühnenhaus gab es einen Wettbewerb, bei dem man Eintrittskarten für die Spiele 1972 in München gewinnen konnte. Es war eine Mischung aus Wissens-Tests und sportlichen Wettbewerben. Ich habe das Ding tatsächlich gewonnen. Mit ganz vielen Eintrittskarten für alle möglichen Wettbewerbe im Gepäck, durfte ich nach München reisen. Die ohnehin große Faszination für Olympia ist für mich dadurch noch einmal ein großes Stück näher gerückt.
DFB.de: Beim Blick auf das Lebenswerk geht es nicht ohne Superlative. Als Trainerin haben Sie unzählige Entscheidungen getroffen. Welche war die beste?
Theune: Nia Künzer im WM-Finale einzuwechseln. Und Silvia Neid an meiner Seite als Trainerin zu haben.
DFB.de: Ihr größter Erfolg war?
Theune: Der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003.
DFB.de: Welches Spiel Ihrer Mannschaft war das beste?
Theune: Das Halbfinale bei der WM 2003 in Portland gegen die USA.
DFB.de: Von den etlichen schönen Erlebnissen als Trainerin – welches sticht unter allen noch einmal hervor?
Theune: (überlegt). Es gab so viele magische Momente. Beim Empfang im Römer in Frankfurt nach dem WM-Titel 2003 hat, als wir uns ins Goldene Buch eingetragen haben, hat eine Band Musik gespielt. Für mich haben sie – in Anlehnung an meinen Namen – Tina Turners „Simply the Best“ gespielt. Wobei es mich wundert, dass mir gerade das als Erstes einfällt.
DFB.de: Und sonst?
Theune: Sehr besonders war für mich der Moment, als ich meine Mutter 2003 nach dem Golden Goal von Nia Künzer umarmen konnte. Sie war in den USA dabei, hatte einige Tage vorher für die Mannschaft ihren berühmten Streuselkuchen gebacken. Überhaupt sind es vor allem die kleinen Momente, die hängen bleiben und die mir jetzt einfallen.
DFB.de: Welches Turnier haben Sie am meisten genossen?
Theune: Natürlich die WM 2003. Das US-Team war der haushohe Favorit, gespickt mit Weltklasse-Stars. Ein frühes Kopfballtor durch Kerstin Garefrekes brachte uns auf die Siegerstraße. Bezeichnend für mich war das Statement von Mia Hamm: „Ich hatte das Gefühl, als hätte Deutschland eine zwölfte Spielerin auf dem Platz. Während des Spiels habe ich sogar nachgezählt“, sagte sie. Während des Aufwärmens vor dem Spiel hatte unser Sicherheitsmann die Stadionregie davon überzeugt, dass unser Lieblingssong, die englische Version von „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ mit Nena & Kim Wilde gespielt wurde. Schon das war der Knaller. Den Sound hatten wir bis spät in der Nacht noch im Ohr und wollten nicht mehr aufhören, zu tanzen.
DFB.de: Wie speziell war Ihr letztes Turnier, die WM 2005 in England, als schon feststand, dass Sie Ihr Amt nach dem Turnier aufgeben werden?
Theune: Auch dieses Turnier habe ich sehr genossen. Das Verhältnis zu den Spielerinnen vorher war professionell, von mir aus vielleicht etwas zu distanziert. Aber dennoch war ich immer in engem Kontakt mit der Mannschaft und vor allem wertschätzend, so wie es sein muss. Bei diesem Turnier wurde es dann eher freundschaftlich. Wir waren sozusagen Komplizinnen, die dasselbe vor Augen hatten. Ich durfte im Bus sogar meine Musik auflegen – ein Geschenk der Mannschaft – und hatte passend zu den Spielorten eine CD mit den Beatles und Kings mitgebracht.
DFB.de: Weiter in der Liste der Superlative: Ihr größter Förderer war?
Theune: Das geht auch nur im Plural. Ganz klar: Meine Eltern. Und genauso klar: Gero Bisanz. Dazu kamen später Ralf Peter, der Prägnante, Detailverliebte und Helmut Jungheim, der Visionär. Die Vermittlung der Idee vom erfolgreichen Spiel war ihr Anliegen. Im Spiel mit und gegen den Ball den anderen immer einen Tick voraus zu sein. Jörg Daniel will ich noch erwähnen, unseren Torwarttrainer, ein echter Teamplayer und cooler Typ, der nicht nur für die Torhüterinnen wichtig war.
DFB.de: Kurz vor Ihren letzten Arbeitstagen für den DFB im Dezember 2019 haben Sie Folgendes gesagt: „Wenn ich über die kommende Zeit nachdenke, dann mit Neugierde und einem Schmunzeln“. Mittlerweile sind vier Jahre vergangen – war das Schmunzeln berechtigt?
Theune: Ja. Ich habe noch nicht alles umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte, aber doch einiges. Mit meiner großen Familie treffe ich mich regelmäßig im Sommer zu Wanderungen im Salzburger Lungau, einem Paradies in den Alpen. Manchmal verbummle ich auch den Tag. Oder ich treffe mich mit Freunden zu einem „Trainingslager“ in den Weinbergen. Fußball beschäftigt mich allerdings immer noch sehr. Seitdem ich das erste „Blind Date“ mit der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft hatte, bin ich infiziert. Außerdem lerne ich als eine der 40 Trainer und Trainerinnen im FIFA Mentoring Programm ständig dazu. Und dabei auch, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ein absolutes Privileg. Das alles zaubert sehr oft ein Lächeln auf meine Lippen.
DFB.de: Sie werden am 4. November 70 Jahre alt. Welchen zentralen Wunsch haben Sie?
Theune: Für den Frauenfußball wünsche ich mir mit Blick auf die Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2027 in Belgien, Deutschland und den Niederlanden: Bitte den Zuschlag. Ansonsten freue ich mich auf die Qualifikation zu den Olympischen Spielen. Und auf die EM der Männer im kommenden Jahr. Ich wünsche mir, dass unsere Mannschaft die Menschen mit begeisterndem und erfolgreichem Fußball verwöhnt. Ich wünsche mir sehr, dass wir mit dem Turnier ein Vorbild für Weltoffenheit, Toleranz und Freiheit sein werden. Und zum Glück bin ich sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt.
Am 4. November hat Tina Theune Grund zum Feiern. Die ehemalige Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft wird dann 70 Jahre alt. Schon heute wird sie und wird mit ihr gefeiert, den Anlass hat sie selbst geschaffen. Im Rahmen des Länderspiels der Frauen-Nationalmannschaft in Sinsheim gegen Wales wird Theune vom DFB mit dem Ehrenpreis „Lebenswerk“ ausgezeichnet. Im Interview mit DFB.de blickt sie zurück auf ihren Lebens- und Karriereweg, auf Erfolge und Errungenschaften und auf viele schöne Erlebnisse.
DFB.de: Eine schwere Frage zum Einstieg, Frau Theune: Was haben Dettmar Cramer, Udo Lattek, Gero Bisanz, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld und Bernd Schröder gemeinsam?
Tina Theune: Sie sind männlich, sie waren sehr gute und sehr erfolgreiche Trainer, sie haben den deutschen Fußball geprägt. Aber, worauf Sie wahrscheinlich hinauswollen, ist: Sie alle wurden mit dem Ehrenpreis Lebenswerk des DFB ausgezeichnet.
DFB.de: Richtig. Und nun findet sich Ihr Name in dieser Reihe, als erste Frau. Beschreiben Sie mal, welche Gedanken und Empfindungen Sie dazu haben.
Theune: Ich freue mich sehr. Ich blicke voller Respekt und Dankbarkeit zurück auf die Zeit, die ich erlebt habe und auf die Erfahrungen, die ich machen durfte. Silvia Neid und ich, wir hatten das Glück, mit großartigen Spielerinnen arbeiten zu dürfen. Die zahlreichen Erfolge wären sonst nicht möglich gewesen. Wir hatten Fußballerinnen mit großer individueller Klasse, grandiose Anführerinnen, tor-hungrige Titeljägerinnen, und zugleich überragende Teamplayerinnen. Sie waren fähig, über sich hinauszuwachsen und haben immer neue Maßstäbe gesetzt. Ich erinnere mich an unendlich viele schöne und intensive Momente, die mir immer wichtig und nah sein werden. Die Auszeichnung mit dem Trainer-Ehrenpreis Lebenswerk lässt mich mit einem Lächeln zurückblicken.
DFB.de: Dieses Muster findet sich bei Ihnen häufig: Sie betonen die Bedeutung anderer für den Erfolg.
Theune: Das stimmt. Ich weiß natürlich, was ich kann und geleistet habe, und dass ich mich nicht verstecken muss. Es gehören allerdings auch Faktoren dazu, die man nicht beeinflussen kann. Ich weiß noch, dass es z.B. bei meinem ersten Turnier zu Beginn der EM-Endrunde 1997 alles andere als rund lief. Aber es stimmt: Es ist nicht meine Art, Titel und Auszeichnungen allein für mich zu reklamieren, für die ein ganzes Team verantwortlich ist.
DFB.de: Sie sind in einem Pfarrhaus aufgewachsen. Selbstverständlich war es wohl nicht, dass Sie seit Ende der 50er-Jahre mit den Jungs auf der Straße Fußball spielen durften?
Theune: Was die Leidenschaft, die Begeisterung und die Lust auf das Spiel betrifft: in dieser Hinsicht hat mich schon früh mein Vater geprägt.
DFB.de: Es gibt die Erzählung, dass Sie im Alter von neun Monaten mit dem Fußball-Virus infiziert wurden, als Sie im Radio die Reportage des WM-Finales 1954 von Herbert Zimmermann hörten.
Theune: Wir hatten keinen Fernseher, mein Vater hatte sich damals für die WM einen Bausatz für ein Transistorradio besorgt, um mit meiner Mutter das Wunder von Bern live miterleben zu können. Ich bin sicher, dass mich die Worte von Herbert Zimmermann sehr beeindruckt haben. Von da an, mit neun Monaten, hatte ich fast immer einen Ball unterm Arm.
DFB.de: Wissen Sie noch, was Ihr Vater gesagt hat, als Sie ihn gefragt haben, Fußball spielen zu dürfen? Frauen und Mädchen war das damals ja noch offiziell verboten.
Theune: Die Worte meines Vaters werde ich immer im Ohr haben. Er hat mit einer Gegenfrage geantwortet: „Du hast doch auch zwei Beine, warum sollst Du nicht Fußball spielen?“ Meine Mutter, eine Handballspielerin, habe ich auch gefragt. Sie hat sich an ihre Großmutter erinnert, die in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert als Mädchen zum Entsetzen der Dorfbewohner voller Stolz mit dem Fahrrad herumfuhr. Zu der Zeit war das unerhört. Meine Bitte, Fußball spielen zu dürfen, erschien ihr vor diesem Hintergrund nicht sonderlich spektakulär.
DFB.de: Wie wichtig für die Liebe zum Spiel war das Erleben, gut im Fußball zu sein, die Bestätigung, die Sie durch Ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball erfahren haben?
Theune: Natürlich spielte das eine Rolle. Wenn ich bei unseren Straßenmeisterschaften etwas gesehen habe, das ein anderer gut konnte, dann wollte ich das lernen. Ich habe die Jungs zum Beispiel gefragt, ob sie mir Flugkopfball beibringen können. Worauf sie mit mir zum Sandkasten gefahren sind, wo wir Flugkopfbälle geübt haben. Ich wollte immer weiter, immer besser werden. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass ich beim Gewinn der Straßenmeisterschaft auf dem Parkplatz vor der Kirche das Siegtor geschossen habe. Was das Gefühl betrifft, habe ich die Erfolge als Trainerin anders, aber nicht weniger intensiv erlebt.
DFB.de: Welche Auswirkungen hatte die Transformation von der Spielerin zur Trainerin auf Ihre Liebe zum Fußball?
Theune: Das ist schwer zu beschreiben. Der Übergang war fließend, bzw. habe ich eine Zeit lang beides parallel gemacht. Mein späterer Ehemann hatte ja, um in Brauweiler eine Frauenfußballmannschaft zu gründen, Spielerinnen gesucht. Wie er habe ich in Köln Sport studiert und mich gemeinsam mit anderen Sportstudentinnen dem Verein angeschlossen. Parallel dazu habe ich erste Erfahrungen als Trainerin von diversen Jungendmannschaften in einer AG an der Schule und im Verein gemacht. 13 Jahre lang bin ich dem Verein Grün Weiß Brauweiler treu geblieben. Während dieser langen Zeit war ich teilweise auch Spielertrainerin der Frauenmannschaft. So kam eins zum anderen und irgendwann war ich dann tatsächlich Fußball-Lehrerin.
DFB.de: Ein Meilenstein Ihrer Trainerinnen-Werdung war der Erwerb der A-Lizenz. Es war auch historisch ein Meilenstein, Sie waren die erste Frau, die diesen Schein erworben hat.
Theune: Ja, während meines Studiums hatte ich mit Abschluss des Sonderfachs Fußball meine erste Trainer-Lizenz in den Händen, vergleichbar mit der B+-Lizenz. Auf ihr steht: „Weiblicher Trainer Nr.1“. Später. in den frühen 80er Jahren, habe ich mitgekommen, dass Frauen inzwischen zur A-Lizenz zugelassen sind. Ich habe mich für den Kurs angemeldet und wollte an der Rezeption die Gebühren bezahlen. Davon wurde mir abgeraten, für den Fall, dass ich auf diesem Level nicht mithalten könnte. Das Geld habe ich jedoch ohne zu zögern auf den Tisch gelegt.
DFB.de: Zum DFB kamen Sie über Gero Bisanz, den Sie als Dozenten der Sporthochschule Köln kennengelernt haben und bei dem Sie die Fußball-Lehrer-Lizenz erworben hatten.
Theune: Die Zulassung bekam ich 1984. Zu der Zeit war das außergewöhnlich und zugleich bahnbrechend für andere Nationalverbände auf der ganzen Welt. Gero Bisanz war seit 1982 Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, er suchte eine Co-Trainerin, nachdem sein Team auch die zweite Endrunde der europäischen Kontinentalmeisterschaft verpasst hatte. Ich weiß noch, wie erstaunt ich war, als er mich 1985 gegen Ende des Fußball-Lehrer-Lehrgangs ansprach, wie ich einen Moment überlegt habe.
DFB.de: Warum das Zögern?
Theune: Ich hatte auf einem hohem Niveau Fußball gespielt, aber nicht auf höchstem internationalem Niveau. Und nun sollte ich mit den besten deutschen Fußballerinnen arbeiten, die ich noch als Spielerin kannte?
DFB.de: Zu Ihren Kollegen im Rahmen der Fußball-Lehrer-Ausbildung gehörten neben Ihnen noch andere, die bemerkenswerte Karrieren als Trainer gemacht haben.
Theune: Hermann Gerland zum Beispiel, wir beide haben damals einer Lerngruppe angehört. Überragend. Im Lehrgang kennengelernt habe ich Helmut Horsch. Uns verbindet bis heute eine wunderbare Freundschaft. An Winnie Schäfer erinnere ich mich, auch Hannes Bongartz hat mit mir die Schulbank gedrückt. Wir alle haben uns trotz der sehr unterschiedlichen Erfahrungen gut ergänzt.
DFB.de: An der Seite von Gero Bisanz haben Sie riesige Erfolge gefeiert: 1989, 1991 und 1995 wurden sie Europameisterin, 1995 zudem Vize-Weltmeisterin. 1996 dann wurden Sie als seine Nachfolgerin Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft. Waren Sie bereit, als aus der Assistentin Theune die Chefin Theune wurde?
Theune: Ja. Denn mein „Mentor“ Gero Bisanz hatte einen kooperativen, gewinnenden Führungsstil. Er hat mich intern und öffentlich nie wie eine Assistentin behandelt, sondern gleichberechtigt. Schritt für Schritt und sehr behutsam übergab er mir immer mehr Verantwortung. Am Anfang gehörte es zu meinen Aufgaben, das Aufwärmprogramm zu gestalten. Als es dann so weit war und ich sein Amt übernahm, fühlte ich mich gut vorbereitet. Ich wusste: Ich kriege das hin. Oder besser gesagt: Silvia und ich – wir können das.
DFB.de: Und Sie konnten. Weitere EM-Titel folgten, dazu 2003 der Triumph bei der WM in den USA. In der gemeinsamen Zeit mit Neid hat sich ein Ritual nach Titelgewinnen etabliert.
Theune: Auf jeden Fall! Ich muss dazu sagen: Auf meinem Mist gewachsen war die Geschichte nicht. Es war Silvia, die für alle Fälle immer etwas Erfrischendes dabeihatte. (lacht) Der schönste Moment für mich war der nach der Siegerehrung bei der WM 2003 im leeren WM-Stadion von Carson. Nach der Pressekonferenz sind Silvia und ich in die Kabine zurück. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Dann sahen wir auf einem Koffer am Eingang eine große Jägermeisterflasche, die wir unter der Trainingsjacke verschwinden ließen, um von „unserer“ Trainerbank aus zuzusehen, wie die goldenen Schnipsel vom Rasen gesaugt wurden.
DFB.de: Sie haben insgesamt sechs Europameister-Titel gewonnen, wurden Vizeweltmeisterin und Weltmeisterin. Bei den Olympischen Spielen war es „nur“ Bronze. Sie haben das Erlebnis Olympische Spiele und die Zeit im Olympischen Dorf mal als „magisch“ bezeichnet. Können Sie diese Magie, von der ja oft die Rede ist, näher beschreiben?
Theune: Ich hatte schon die Vorstellung, dass wir bei den Olympischen Spielen in Sydney vielleicht schon titelreif sein könnten, da wir während der Vorbereitung auf das Turnier viel Zeit investiert haben und ein großes Potenzial zu erkennen war. Vor allem beim abschließenden Test gegen Dänemark, den wir mit 7:0 gewonnen haben, nachdem ich der Mannschaft versprochen hatte, die beiden letzten Tage des Lehrgangs bei einem Sieg mit mehr als sechs Toren Unterschied zu streichen. Den Sieg haben wir wie einen Turniersieg gefeiert. Aber so weit, wie ich glaubte, waren wir leider noch nicht. Nicht als Mannschaft und auch wir nicht als Trainerinnen-Gespann. Um die Olympischen Spiele, den besonderen Spirit hautnah miterleben zu können, ist das Erreichen des Halbfinals entscheidend. Erst ab dem Halbfinale können auch die Fußballerinnen ins Olympische Dorf einziehen und vor großer Bühne im Olympiastadion spielen. Das wollte ich immer erleben. Auch das Zusammenkommen mit den Athleten anderer Sportarten aus der ganzen Welt im Olympischen Dorf war ein Traum von mir.
DFB.de: Haben Olympische Spiele für Sie nochmal eine höhere Bedeutung, weil Sie früher selbst auch Leichtathletin waren?
Theune: Vielleicht, ja. Aber auch, weil ich in meiner Jugend mit den Olympischen Spielen ein sehr besonderes Erlebnis verbinde. Im Kevelaerer Bühnenhaus gab es einen Wettbewerb, bei dem man Eintrittskarten für die Spiele 1972 in München gewinnen konnte. Es war eine Mischung aus Wissens-Tests und sportlichen Wettbewerben. Ich habe das Ding tatsächlich gewonnen. Mit ganz vielen Eintrittskarten für alle möglichen Wettbewerbe im Gepäck, durfte ich nach München reisen. Die ohnehin große Faszination für Olympia ist für mich dadurch noch einmal ein großes Stück näher gerückt.
DFB.de: Beim Blick auf das Lebenswerk geht es nicht ohne Superlative. Als Trainerin haben Sie unzählige Entscheidungen getroffen. Welche war die beste?
Theune: Nia Künzer im WM-Finale einzuwechseln. Und Silvia Neid an meiner Seite als Trainerin zu haben.
DFB.de: Ihr größter Erfolg war?
Theune: Der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003.
DFB.de: Welches Spiel Ihrer Mannschaft war das beste?
Theune: Das Halbfinale bei der WM 2003 in Portland gegen die USA.
DFB.de: Von den etlichen schönen Erlebnissen als Trainerin – welches sticht unter allen noch einmal hervor?
Theune: (überlegt). Es gab so viele magische Momente. Beim Empfang im Römer in Frankfurt nach dem WM-Titel 2003 hat, als wir uns ins Goldene Buch eingetragen haben, hat eine Band Musik gespielt. Für mich haben sie – in Anlehnung an meinen Namen – Tina Turners „Simply the Best“ gespielt. Wobei es mich wundert, dass mir gerade das als Erstes einfällt.
DFB.de: Und sonst?
Theune: Sehr besonders war für mich der Moment, als ich meine Mutter 2003 nach dem Golden Goal von Nia Künzer umarmen konnte. Sie war in den USA dabei, hatte einige Tage vorher für die Mannschaft ihren berühmten Streuselkuchen gebacken. Überhaupt sind es vor allem die kleinen Momente, die hängen bleiben und die mir jetzt einfallen.
DFB.de: Welches Turnier haben Sie am meisten genossen?
Theune: Natürlich die WM 2003. Das US-Team war der haushohe Favorit, gespickt mit Weltklasse-Stars. Ein frühes Kopfballtor durch Kerstin Garefrekes brachte uns auf die Siegerstraße. Bezeichnend für mich war das Statement von Mia Hamm: „Ich hatte das Gefühl, als hätte Deutschland eine zwölfte Spielerin auf dem Platz. Während des Spiels habe ich sogar nachgezählt“, sagte sie. Während des Aufwärmens vor dem Spiel hatte unser Sicherheitsmann die Stadionregie davon überzeugt, dass unser Lieblingssong, die englische Version von „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ mit Nena & Kim Wilde gespielt wurde. Schon das war der Knaller. Den Sound hatten wir bis spät in der Nacht noch im Ohr und wollten nicht mehr aufhören, zu tanzen.
DFB.de: Wie speziell war Ihr letztes Turnier, die WM 2005 in England, als schon feststand, dass Sie Ihr Amt nach dem Turnier aufgeben werden?
Theune: Auch dieses Turnier habe ich sehr genossen. Das Verhältnis zu den Spielerinnen vorher war professionell, von mir aus vielleicht etwas zu distanziert. Aber dennoch war ich immer in engem Kontakt mit der Mannschaft und vor allem wertschätzend, so wie es sein muss. Bei diesem Turnier wurde es dann eher freundschaftlich. Wir waren sozusagen Komplizinnen, die dasselbe vor Augen hatten. Ich durfte im Bus sogar meine Musik auflegen – ein Geschenk der Mannschaft – und hatte passend zu den Spielorten eine CD mit den Beatles und Kings mitgebracht.
DFB.de: Weiter in der Liste der Superlative: Ihr größter Förderer war?
Theune: Das geht auch nur im Plural. Ganz klar: Meine Eltern. Und genauso klar: Gero Bisanz. Dazu kamen später Ralf Peter, der Prägnante, Detailverliebte und Helmut Jungheim, der Visionär. Die Vermittlung der Idee vom erfolgreichen Spiel war ihr Anliegen. Im Spiel mit und gegen den Ball den anderen immer einen Tick voraus zu sein. Jörg Daniel will ich noch erwähnen, unseren Torwarttrainer, ein echter Teamplayer und cooler Typ, der nicht nur für die Torhüterinnen wichtig war.
DFB.de: Kurz vor Ihren letzten Arbeitstagen für den DFB im Dezember 2019 haben Sie Folgendes gesagt: „Wenn ich über die kommende Zeit nachdenke, dann mit Neugierde und einem Schmunzeln“. Mittlerweile sind vier Jahre vergangen – war das Schmunzeln berechtigt?
Theune: Ja. Ich habe noch nicht alles umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte, aber doch einiges. Mit meiner großen Familie treffe ich mich regelmäßig im Sommer zu Wanderungen im Salzburger Lungau, einem Paradies in den Alpen. Manchmal verbummle ich auch den Tag. Oder ich treffe mich mit Freunden zu einem „Trainingslager“ in den Weinbergen. Fußball beschäftigt mich allerdings immer noch sehr. Seitdem ich das erste „Blind Date“ mit der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft hatte, bin ich infiziert. Außerdem lerne ich als eine der 40 Trainer und Trainerinnen im FIFA Mentoring Programm ständig dazu. Und dabei auch, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ein absolutes Privileg. Das alles zaubert sehr oft ein Lächeln auf meine Lippen.
DFB.de: Sie werden am 4. November 70 Jahre alt. Welchen zentralen Wunsch haben Sie?
Theune: Für den Frauenfußball wünsche ich mir mit Blick auf die Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2027 in Belgien, Deutschland und den Niederlanden: Bitte den Zuschlag. Ansonsten freue ich mich auf die Qualifikation zu den Olympischen Spielen. Und auf die EM der Männer im kommenden Jahr. Ich wünsche mir, dass unsere Mannschaft die Menschen mit begeisterndem und erfolgreichem Fußball verwöhnt. Ich wünsche mir sehr, dass wir mit dem Turnier ein Vorbild für Weltoffenheit, Toleranz und Freiheit sein werden. Und zum Glück bin ich sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt.
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